Leo´s - Aktuelles und Wissenswertes aus unserer Praxis
HD
beim Hund und seine krankengymnastische Behandlung
Im Allgemeinen kommt die Hüftgelenksdysplasie, kurz
HD bei größeren und schwereren Hunderassen vor,
wie z.B. dem Schäferhund, Dogge, aber auch bei Golden
Retrievern und Dobermann. Bei 30% der geschädigten
Tiere bestehen außerdem dysplastische Veränderungen
im Knie- Ellbogen - und Schultergelenk. Die Symptome gehen
meist mit Aktivitätsminderungen des Tieres einher.
Es können spontane Lahmheiten aber v. a. Schwierigkeiten
beim Aufstehen auftreten, die passive Beweglichkeit ist
manchmal schmerzhaft und es besteht Muskelatrophie in der
Hinterhand, d.h. die Oberschenkelmuskulatur ist schwächer
und weniger ausgeprägt als normal. Die Krankengymnastik
bei Hund sollte eine Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit,
eine Kräftigung der Gesäßmuskulatur und
vor allem eine Schmerzlinderung zur Folge haben, wie beim
Menschen auch sollte die Physiotherapie beim Tier in die
fachlich kompetenten Hände eines Krankengymnasten gelegt
werden. Dieser Beruf ist allerdings in unserer Region noch
nicht weit verbreitet. Der Tierbesitzer kann deshalb versuchen,
seinem Tier mit einigen "Tricks" selbst Linderung
zu verschaffen.
Wichtig ist bei Mensch und Tier die Entspannung. Der Hund
sollte deshalb ruhig und ohne Zwang auf der Seite liegen.
Die Muskulatur kann mit einem feuchtwarmen Handtuch oder
einem Kirschkernsack den man an die Innenseite des Oberschenkels
legt zusätzlich entspannt werden. Die Massage der Muskulatur
sollte immer in Fellwuchsrichtung erfolgen und nie
gegen den Strich.
Man kann auch zusätzlich mit der "Tellington -
TTouch - Methode" arbeiten. Dies ist keine Massage
im gebräuchlichen Sinn, sondern wirkt auf die Nervenendigungen
in den Hautzellen und am anderen Ende im Gehirn. Aber gerade
dies fördert eine aktive Entspannung. Dabei bewegt
man mit der Hand die Haut in 11/4 Kreisen mit mäßigem
Druck. Man geht dabei von oben nach unten, d.h. vom Rücken
zu den Pfoten und von Kopf zu Schwanz. Gerade bei HD kommt
es oft zu Verspannungen der Rückenmuskulatur. Diese
sollte zuerst massiert werden, wie auch die kontralaterale
Seite, d.h. das Bein mit den geringeren Schmerzen. Die Gelenke
können zum Abschluss passiv durchbewegt werden, also
gestreckt und gebeugt. Es sollte aber nie über den
normalen Radius hinaus gedehnt werden!
Diese Bewegung wird ca. 5 bis 10 x durchgeführt. Zum
Muskelaufbau wird der Hund mit den Vorderpfoten auf eine
Stufe gestellt, sodass er die Hinterhand belasten muss.
Schont er dabei die betroffene Hinterhand,
so zwingt man ihn zur Gewichtsverlagerung auf die kranke
Seite. Dabei werden die propriozeptiven Reize ausgelöst,
deren Tastorgane in den Pfotenballen liegen. Andererseits
wirkt im Stand die Schwerkraft dehnend auf die Muskulatur.
Als nächstes stabilisiert man die betroffene Extremität
mit abwechselnden Widerständen rund um die Hinterhand.
(Isometrische Übungen) Man drückt dabei gegen
das Bein, allerdings nur so leicht, dass der Hund nicht
durch einen Seitschritt dem Druck ausweicht.
Am Ende der Behandlung lässt man den Hund nochmals
einige Schritte gehen um das erworbene Bewegungsausmaß
zu üben.
Diese Übungen sollten natürlich täglich angewendet
werden. Mehrmals kleine Übungseinheiten bringen mehr
Erfolg als einmal pro Woche 3 Stunden den armen Hund durchzukneten.
Behandlungskonzept
1. Wärme
2. Massage des Rückens, der betroffenen und der kontralateralen
Seite
3. passives Bewegen des betroffenen Gelenkes sowie der vor-
und
nachgeschalteten Gelenke
4. Traktionsbehandlung des betroffenen Gelenks
5. Dehnungsbehandlung der verkürzten Muskulatur
6. Bewegung des Patienten
Bei allem gut gemeinten Einsatz des Tierbesitzers sollte
Ihnen jedoch immer bewusst sein: Eine physiotherapeutische
Behandlung gehört in die Hände eines Tierkrankengymnasten.
Die Übungen und auch die Anleitungen dazu sind nur
ein Notbehelf und sollten mit äußerster Sorgfalt
und Vorsicht ausgeführt werden.